Dienstag, 12. Juni 2012

Wenn man die Wahl hat...

Jemand der mir erst seit wenigen Jahren bekannt ist, nennen wir ihn mal „nicht Feind, nicht Freund“ berichtete mir vor kurzem von seiner freiwillig gewählten Ordnungshaft. Das heißt, er hatte die Wahl zwischen Geldstrafe und Staatshotel und entschied sich für das staatliche „Club Robinson-Special“.
Er erzählte ohne Ausschmückungen, Schuldzuweisungen oder Lamentiererei. Und er tat es so, dass ich einen oder zwei Momente lang beinahe (!) neidisch wurde auf diese Erfahrung. Er sprach von Anstaltskleidung, Kunstlederschuhen, grauen Socken mit Streifen und was man mitnehmen darf und was nicht (Bücher nur in Printform – nicht auf dem kindle ;-)).
Mir ist schon klar, dass es nicht ganz dasselbe ist, zu einer Haftstrafe verdonnert zu werden oder sich selber dafür zu entscheiden und dennoch, als von Natur aus recht neugieriger Mensch, fühlte ich mich ein klitzekleines bisschen  angetriggert.
Für die Recherche diverser Geschichten und Bücher habe ich Stunden bei Obduktionen verbracht, war mit Tatortreinigern und Polizei an Orten von Verbrechen und habe Leute zu den absurdesten, brutalsten und skurrilsten Dingen befragt. Ich war durchaus auch schon mal im Gefängnis, also zu einer Besichtigung und habe zur Informationsbeschaffung meine Hand nicht nur in Richtung Herdplatte bewegt, sondern mir auch schon ein paarmal gründlich die Flossen verbrannt, aber einen richtigen Haftantritt, so mit Übernachten und „nee… da geht´s nicht raus!“, das hatte ich noch nicht im Programm.
Ich kann mich auch nicht richtig da reinfühlen, ich wurde ja schon panisch wenn mein Bruder mich, weil ich als kleine Schwester  mal lästig wurde, im Badezimmer eingesperrt hatte. Dieser „nicht Freund, nicht Feind“- Gesprächspartner hatte seinen kurzen Haftaufenthalt als Erfahrung verbucht.
Könnte ich das auch? Also wenn ich nicht unbedingt müsste? Keine Ahnung!

Liebe Grüße Eure Manu    

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