Sonntag, 13. Mai 2012

Prinzipientreue…

Sehr unterhaltsam in den vergangenen Tagen war der „Eklat“ um die Vergabe des Henri-Nannen-Preises.
Drei Journalisten der Süddeutschen Zeitung lehnten den Preis ab, weil sie ihn sich mit Journalisten der BILD-Zeitung hätten teilen müssen. Die Herren der SZ sollten für ihren Beitrag zur Bayern LB ausgezeichnet werden, die der BILD-Zeitung für einen Beitrag zur Wulff-Affäre.
Weil beide Beiträge bei der Jury im Bereich des investigativen Journalismus lobenswert waren, entschied man sich nicht für einen der Beiträge (wobei vermutlich nur der Beitrag der SZ auf generöses Verständnis gestoßen wäre), sondern man teilte den Preis auf. Oder man verdoppelte ihn,  je nachdem wie man es gerne hätte.
Vermutlich hätte sich die SZ den Preis lieber mit einem Beitrag im Yps-Heft geteilt, aber gemeinsam mit der BILD genannt zu werden? Quasi mit dem Boulevard in einen Topf geworfen zu werden -  nein  - das ging nun aber sowas von überhaupt nicht!
So sehr ich schätze, wenn jemand seine Prinzipien hochhält, so sehr glaube ich manchmal, dass es imagetechnisch für einige Leute wichtiger ist, sich lautstark von Dingen zu distanzieren, anstatt sich tatsächlich auf das zu konzentrieren, was man vor sich hat.
BILD-Zeitung? Ich bah! 
RTL und Sat1?  Pfui Teufel!
Playboy?  Natürlich nur den redaktionellen Teil!
Ich halte Playboy- und Bildzeitungslesende, RTL-  und Sat1- Zuschauer nicht per se für notgeile, IQ-schwache Talkshowversager.
Genauso wenig, wie jeder Leser von FAZ oder SZ mit Vorliebe für Dokumentationen auf Arte für mich  gleich ein anbetungswürdiges Mitglied der menschlichen Oberliga ist.    
Wenn man am Flughafen, dort wo es die Zeitungen gratis am Gate gibt, manchmal sieht, wie ein paar Businessgestalten ihre BILD in der SZ verstecken, dann wirkt das schon reichlich wenig selbstbewusst. Aber es ist nun mal nicht für jeden drin über den Dingen zu stehen, wenn die „kluge Mehrheit“ oder auch nur das Team in dem ich gerne mitspielen würde diese (vor)verurteilt.   
Vorurteile dieser Art erstrecken sich über so ziemlich jeden Lebensbereich. Und manchem entgeht eine ganze Menge, wenn er sich nicht wagt ein eigenes Bild zu machen, bloß weil man einen Niveau- oder Gesichtsverlust fürchtet.  
Es gibt immer eine Geschichte hinter der Geschichte…  
Aber egal - dem Henri-Nannen-Preis wird’s wurscht sein und an den Beiträgen beider Parteien und deren Qualität ändert sich dadurch nichts.
Und ich bin froh über die vielen Menschen, die sich ein eigenes Bild machen. In welchem Bereich auch immer.
Liebe Grüße und (einen schönen restlichen Muttertag) Eure Manu


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