Samstag, 5. Mai 2012

Unerwartete Begegnungen…

Einer der größten (positiven) Momente im bisherigen Jahr war, mein eigenes Buch im Bücherregal der Buchhandlung zu sehen. Also das eigene Buch mit dem eigenen Namen drauf. Nicht nur eins, wo man weiß, dass man dahintersteckt, sondern eins, neben das man seinen Ausweis legen und feststellen könnte, dass der Name identisch ist.
Vor Aufregung hätte ich das Buch am liebsten selber gekauft. Ich hab´s dann aber gelassen. War ja nicht so, dass ich von den Büchern nicht auch noch welche zu Hause hatte.
Das Ganze wurde nun  aber getoppt.
Nichtsahnend betrat ich die S-Bahn Richtung Stadtmitte, als mein Buch mir zwischen zwei blassen Händen quasi ins Auge sprang.
 Unauffällig setzte ich mich schräg gegenüber und mein Herz schlug bis zum Hals.
Am Gesichtsausdruck des Mannes versuchte ich seine Einschätzung zu „Tote Ratten für den Tankwart“ zu erkennen. Irgendwo ein verstohlenes Grinsen? Ein abschätziges, kaum erkennbares Kopfschütteln? Vielleicht auch nur eine skeptisch hochgezogene Augenbraue?
Das Gesicht hinter der rahmenlosen Brille gab nichts preis. Würde er wissen, wer ich bin, wenn er mal hochsehen würde? Also wüsste er, wer das Buch geschrieben hatte?
Hatte er das Buch selber gekauft oder nur aus Langeweile vom Nachttisch seiner Ehefrau genommen?
War er vielleicht auch Rechtsanwalt? Der Anzug und der etwas unentspannte Gesichtsausdruck würden passen.
An wen die Bücher gingen, die die Buchhandlungen bestellten, ließ sich für mich nicht nachvollziehen. Aber dass ein hoher Prozentsatz des Käuferbereichs über Amazon Rechtsanwälte oder anderweitige Juristen aus Deutschland und Österreich waren, konnte ich anhand der Bestelllisten sehen.
Eine Kanzlei hatte sogar mal gleich acht Bücher bestellt. Acht Stück! Ich hatte überlegt, ob die Kollegen sich später gegenseitig abfragen würden, was sie aus den knapp 370 Seiten mitnehmen konnten oder ob sie die Bücher in einem heidnischen Freudenfeuer zum Jahrestag der Mandatsniederlegung meines Mannes unter fröhlichen Gesängen opferten.
Jetzt aber saß ich vor einem Leser. Einem mir völlig unbekannten Menschen, der mein Buch las.
Ich versuchte zu erkennen, an welcher Stelle er sich befand. War er in dem Bereich, als Olafs Tätigkeit in Osnabrück an Fahrt aufnahm oder schon dort, wo ihm der Wind zunehmend kräftiger ins Gesicht blies oder befand er sich noch  in der Beschreibung der vorangehenden Russlandreisen? Las er das Buch wegen der Geschichte oder auch wegen der Schreibe? Wieso hatte das Buch keine Eselsohren? Ich mochte Bücher, die gelesen aussahen.
Ich hatte den Eindruck, dass er durchaus mit Interesse las,  denn er schaute weder auf als sich eine knapp 1,90m große blonde Frau neben ihn setzte, noch als das Kind auf der gegenüberliegenden Bank versehentlich seine auf dem Boden stehende  Aktentasche  umgeworfen  hatte. Das gefiel mir.
Tausend Fragen und ich platzte schier vor Neugierde.
Vielleicht hätte ich ihn ansprechen sollen. Ganz einfach ein „Und? Interessant?“ so von schräg aus dem Gang rüberflöten. Aber für solche Aktionen bin ich dann doch zu wenig direkt.
So erfuhr ich nichts weiter über meinen unbekannten Leser, denn ich musste aussteigen und er fuhr weiter.
Aber falls der Leser aus der S-Bahn auch hier im Blog mitlesen sollte…
Die Frau auf der Bank jenseits des Ganges, direkt neben dem  Fenster, genau die, die ständig so nervös in ihrem Rucksack nach der Handcreme gewühlt hatte und am Hauptbahnhof ausgestiegen war.
Ja! Das war ich. Die, die vorne auf ihrem Buch steht.
Viel Spaß noch beim Lesen J

Liebe Grüße Eure Manu
  

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