Montag, 7. Mai 2012

Titel kaufen für jedermann…

Ich bekenne: Ich habe keinen Abschluss. Also nach dem recht ordentlichen Abitur, habe ich es – was mit Zeugnissen belegbare Ausbildungabschlüsse angeht – zu nichts gebracht.  
Drei begonnen Studien (Jura, Medizin, Medientechnik) wurden abgelöst durch lange, glückliche Mitarbeit in verschiedenen Rundfunk- und Fernsehsendern oder PR-Agenturen. Ein Zeugnis oder einen anerkannten Abschluss hat´s nie gebraucht. Entweder wurde ich irgendwohin abgeworben oder ich war selbständig.
In den wenigen Phasen, in denen ich mich tatsächlich mal beruflich umhorchen wollte, wurde mir diese Hürde dann aber tatsächlich entgegengehalten.
„Aber gerne, schicken Sie uns einfach ihre Unterlagen…“ Naja… da hätte es nicht viel zu schicken gegeben. Ein umfangreicher Lebenslauf und Ende!
Ohne eine „amtliche“ Befähigung geht es in solchen Situationen kaum einen Schritt weiter. In vielen Gesprächen stellte ich aber eines fest.  Es ist gar nicht die Angst, dass man mit einem Mitarbeiter ohne den geforderten und belegbaren Uni-, FH-Abschluss oder irgendeiner Lehre personaltechnisch danebengreift, sondern es ist die Sorge, im Falle eines Falles nicht irgendeinen Wisch hochhalten zu können, der einen laut ausrufen lassen kann:
„Hier steht´s schwarz auf weiß! Die amtliche Befähigung ist da. Dass sich der Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin trotz dieser Befähigkeitserklärung so strunzenblöde anstellt, dass wir einen Haufen Kunden verloren haben, war ja nicht zu erahnen“.
Im Rahmen einer solchen Diskussion machte ich kürzlich folgende Erfahrung. Der gute Freund eines Nachbars eines befreundeten Milchmannes war der Meinung, ohne „ordentlichen“ Abschluss mit Urkunde geht im geregelten Arbeitsmarkt nix!
Und da ich sicher keine Zeit hätte, mich mit irgendwelchen langwierigen Studiengängen auseinanderzusetzen („es tickt bei Ihnen ja nicht nur die biologische Uhr, harharhar...!“) hätte er da die Adresse eines Freundes von einem Freund dessen geschiedener Schwager sich in solchen Dingen auskennt.
Da meine Sympathie schon vor dem Spruch mit der tickenden Uhr weit unter null gesunken war und ich in beruflichen Dingen höchstzufrieden und ausgeglichen bin, möchte ich hier nicht unbedingt mit der Adresse angeben, die mir dieser eigenartige Mensch gegeben hat.
Ist auch gar nicht nötig. Das Netz ist voll von diesen Angeboten.  Eine davon lautet wie folgt:
Übersetzt heißt das Ganze:
Tja selber schuld, dass du in den Augen anderer ein Versager, Loser und kompletter Waldschrat mit eingebauter Karrierebremse bist. Halte dich nicht unnötig lange in blöden Universitäten auf, sondern  pump deine Oma an und lass dir zum Geburtstag endlich mal was Ordentliches schenken. Einen Dr.-Titel, einen Master oder Bachelor zum Beispiel. Dann kannst du deinem arroganten, grenzdebilen Nachbarn, der mit seinem dämlichen Prof. Dr. Titel an einer Uniklinik praktiziert endlich stolz erhobenen Hauptes gerade ins Gesicht gucken. Endlich! Denn dann rückst du auf in die Liga der erlesenen Titelträger.
Wie man in diesem Bereich auf die Nase fallen kann, weiß ich ja (wie im Buch beschrieben) aus allernächster Nähe. Und auch wenn ich mich dazu bekenne, nicht das geringste Mitleid für solche Eskapaden zu haben, können wir heute darüber lachen.
Mittlerweile arbeite ich mit vielen Menschen zusammen, die ich mir unter anderen Vorzeichen als Arbeitspartner wünschte. Und auch wenn es unter meinen Leuten  qualifizierte Uniabsolventen und ein „Rudel“ mit abgeschlossener Ausbildung gibt, waren das nicht die Aspekte, die mich zu einer Zusammenarbeit bewegten. Der höchstqualifizierte Master oder Bachelor oder auch Dr. kann im wahren oder im Arbeitsleben ein lern- und teamresistenter Vollpfosten sein.
Dann lieber einen abschlussfreien, ambitionierten Menschen, bei dem es einfach passt.

Liebe Grüße Eure Manu   

3 Kommentare:

  1. Der Titel "Lord of Jura" ist preiswert und sehr zu empfehlen. :-)

    AntwortenLöschen
  2. Noch preiswerter aber weniger empfehlenswert wäre der Titel "Lore vom Neuba".

    AntwortenLöschen