Mittwoch, 25. April 2012

Abzocker, der, die…


Es gibt kaum einen Begriff der seit einigen Jahren so inflationär benutzt wird, wie  der des
„Abzockens“!
Offenbar wird man gleich morgens an der Brötchentheke abgezockt (war da früher nicht viel mehr Mohn auf der Semmel??)
Weiter geht’s in den öffentlichen Verkehrsmitteln auf dem Weg zur Arbeit. (Die Fahrkartenpreise sind doch reinste Abzocke!!!)
Für die, die nicht mit dem Bus kommen, sondern sich bei den Abzockertankstellen noch ein paar Liter Benzin gegönnt haben -  was ist denn mit den Parkhauspreisen? Man will die zwölf Quadratmeter doch nicht kaufen???
Ganz klar pure Abzocke!   (im Geiste höre ich Ulli Meyers betroffene  Stimme: bei Parkhausabzocke drücken Sie den Notrufbutton neben dem Kassenautomaten!)
Der Chef im Betrieb… na das stand doch nie außer Frage, dass der alte Sack ein Abzocker ist, oder?
Während man sich beim Einkaufen fürs Mittagessen an der Tengelmann-Kasse abgezockt fühlt, werden die Kinder am Kiosk des Pausenverkaufs für ihre Bifi abgezockt.
Was das nachmittägliche Surfen im Internet für Abzock-Offenbarungen mit sich bringt schlägt dem Fass ohnehin den Boden aus.
Der Briefträger zockt noch ein paar Euro Nachporto bei mir ab und ich zocke bei der Nachbarin noch ein zwei Tassen Kaffee ab.
Und die Kids zocken mich bei einer abendliche Runde UNO dermaßen ab, wofür  ich sie eher als sonst ins Bett schicke.
Während der Begriff  „abzocken“ früher  für betrügen, bescheißen, übervorteilen, über den Leisten ziehen stand wird heute alles als „abzocken“ bezeichnet, was mir, dir ihm, ihr nicht passt.    
Es wird Zeit für eine neue Wortschöpfung oder man greift wieder auf das früher Bewährte zurück und lässt sich ganz klassisch betrügen, bescheißen, übervorteilen und über den Leisten ziehen…

Liebe Grüße Eure Manu

3 Kommentare:

  1. Über diese verbalen Inflation rege ich mich schon seit Jahren auf.

    "Betrug" wird übrigens ebenso unüberlegt ständig benutzt !

    AntwortenLöschen
  2. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

    AntwortenLöschen
  3. Na, Herr Neuber,

    was haben Sie denn nur gegen das Wort „Abzocke“ oder „Betrug“? Es klingt doch wesentlich verharmlosender als „Beutelschneiderei“ oder gar „Übervorteilung“. Dass die Begriffe vielleicht ein wenig inflationär gebraucht werden, liegt ja möglicherweise daran, dass mit dem Aufkommen des Internets Kleinganoven die Möglichkeit erhalten haben, eine ebenfalls inflationär größere Menge Mitmenschen neppen zu können.

    Ach Herr Neuber, wo ich Sie gerade hier treffe, haben Sie denn bereits Erfolg in Ihrem
    öffentlichen Fahndungsaufruf nach mir gehabt?

    Wissen Sie, ich habe mich ja damals genötigt gesehen, mich der Polizei zu stellen. Dass die guten Menschen sich angesichts des Ausdrucks Ihres Aufsatzes die Bäuche vor Lachen gehalten haben, habe ich erzählt, nicht wahr? Ich glaube ich hatte vergessen, dass die Polizisten ihre Kollegen in Krefeld angerufen haben. Nach dem, was ich aus dem Telefonat mit der für Sie zuständigen Polizeidienststelle habe mithören können, gebe ich Ihnen dringend den Rat, etwas für Ihr Reputationsmanagement zu tun. Ich meine damit nicht Ihre Reputation im Internet, die ist eh schon nicht mehr zu überbieten, ich meine, dass Sie sich ein wenig um Ihren Ruf vor Ort kümmern sollten. Nur so, als ganz kostenfreier Tipp von mir.

    LG Ihr Andreas Sterntal

    AntwortenLöschen