Samstag, 21. April 2012

Angebote….
Hin und wieder kann ich mich an mal mehr oder weniger interessanten Angeboten aus dem PR- und auch aus dem schriftstellerischen Bereich erfreuen, auch wenn letztlich mehr geredet, als zum Schluss umgesetzt wird.
Aber manche Dinge klingen wirklich spannend, manche klingen unrealistisch und manche klingen absolut desillusionierend. So wie das im Folgenden geschilderte Telefonat von gestern Mittag:

Anrufer: „Mein Name ist xxx. Ich habe ihr Buch gelesen. Ich fand es sehr unterhaltsam“
Prima, denke ich. Schmeicheleien sind ein sehr guter Start für dieses Gespräch.
 „Ich hätte gerne, dass sie genau so ein Buch für mich schreiben!“
(Äh… okay… jetzt gleich? Darf ich noch aufessen? Soll ich auch was reinmalen?)
Ich weise kurz darauf hin, dass ich in der Tat auch und gerne anderer Leute Geschichten aufschreibe. Also als sogenannte Ghostwriterin oder Co-Autorin tätig bin und will nachfragen, worum es in dem Buch denn gehen soll, also welche Geschichte für ihn so „aufschreibenswert“ ist, dass er bereit ist, dafür Geld zu bezahlen. Die Sache mit dem Zeitfenster würde ich später ansprechen.
 „Es geht um mein Leben, den Aufstieg in der xxx Branche (nix mit Internet oder Medien) und was ich so alles geleistet habe. Mit Verlaub – sie schreiben doch sicher nicht nur Bücher über Verbrecher, hehehe… - Entschuldigung, war nur ein Spaß!“
Superwitziger Typ, denke ich, selten so was Spaßiges gehört und verdrehe die Augen. Das ist bestimmt eine irre drollige Geschichte die er da für mich hat. Mittelständische deutsche Wirtschaft, keine Sperenzchen, stramm, stringent, tadellos. Lebensgeschichten dieser Art interessieren alle brennend. Nur halt niemanden, den ich kenne und schon gar nicht in Buchform. Aber das muss ich ihm ja nicht gleich sagen. Man kann ja aus allem irgendwas machen, wenn man ein bisschen freie Hand hat.
 also bei dem Buch soll es sich natürlich um eine ordentliche Autobiographie handeln…“
Vorsicht Schätzchen! Bei einem autobiographischen Roman hättest du viel mehr Spielraum für Phantasie. Ein Roman ist „fiktiv“ ein (auto)-biographischer Roman kann sehr fiktiv sein, eine Autobiographie birgt ganz böse Tücken.
 „… außerdem möchte ich, dass sie diesen ganzen persönlichen Schmuddelkram weglassen.“
Na super, ich gelte ja neuerdings als die Königin der Peinlichkeitsoffenbarungen. Vielleicht sollte ich ihn direkt an eine Kollegin oder einen Kollegen verweisen. Viele Kollegen schreiben anderer Leute Bücher.
„Ich glaube schon, dass ich das Buch auch alleine schreiben könnte, also, dass sie nur ein bisschen zuarbeiten müssten. Drüber schauen und so. Ein bisschen in Form bringen. Allerdings nicht in einem so, …sagen wir, umgangssprachlichen Ton, wie sie es bei Herrn Tank gemacht haben.  Außerdem lassen wir natürlich solche Sachen weg, die mich aussehen lassen, als wäre ich -  mit Verlaub – ein Hallodri oder Durchschnittsbürger.“  
„Mit Verlaub! Wenn ich Sie richtig verstehe, dann möchten Sie also eine reale Autobiographie mit „kleinen“ Schönheitsreparaturen und das alles ohne wirklich etwas über sich selbst preiszugeben? Quasi so ein kleines Heldenepos. Und das Ganze auch noch für den gesamtdeutschen Buchhandel?“ schiebe ich nach.
„Naja… Heldenepos nun nicht gerade, aber schon so, dass man weiß wer ich bin und was ich geleistet habe. Das interessiert die Menschen.“
Hmm klar. Das kaufen genau fünf Leute. Du selbst, deine Mutter, deine Nachbarn rechts und links (damit sie es ins Regal stellen können, falls sich deine Frau mal dort Kaffee leihen kommt) und deine Frau selbst (weil sie dein Ego nicht in Frage stellen will).
Ich weise den Anrufer darauf hin, dass ich mir das Ganze gerne nochmal durch den Kopf gehen lassen will, dass ich allerdings aufgrund meiner momentanen Auslastung Schwierigkeiten sehe, mich angemessen um seinen Wunsch kümmern zu können. Er ist soweit zufrieden, wenn auch ein wenig enttäuscht ob meiner mangelnden Begeisterung.
Ich lege auf und frage mich, ob ich ihm den Zahn hätte ziehen sollen. Aber warum? Wenn es sein Wunsch ist ein Buch mit seiner Lebensgeschichte zu haben ist das völlig okay. Egal wie geschönt oder verändert. Er sollte halt nur mal über die Auflage nachdenken. Und ja… vielleicht sollte er es tatsächlich alleine versuchen.     
Der Anrufer schickte mir sein Anliegen später noch mal per Email mit kompletter Anschrift, dem Hinweis, dass Geld hierbei keine Frage wäre und seiner Bankverbindung!?
Ich habe abgelehnt. So ganz ohne Offenbarungen kann ich nicht. Und Helden ohne Fehl und Tadel gibt es keine.

Liebe Grüße Eure Manu

1 Kommentar:

  1. "Die höchste wie die niedrigste Form der Kritik ist eine Art Selbstbiographie.

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