Dienstag, 17. April 2012

That´s what friends are for...

Der Anruf ist schon ein paar Tage her, aber er bringt mich immer noch auf die Palme.
Eine Bekannte rief mich an. Mir war klar, dass es sich nicht um ein Gespräch handeln würde, bei dem man freundschaftlichen Anteil am Leben des anderen haben würde. Der Anruf erfolgte sicher mehr aus Neugier, weil die Zeitungen zu wenig Details berichteten oder weil Akte 2012 ein paar Wochen pausierte. Nach kurzem Geplänkel kam sie dann auch zum Kern und erzählte mir, dass das, was man von meinem Gatten so lese ja nicht unbedingt erbaulich wäre.
Ach nee… dachte ich. Ich freue mich ja soooooo enorm über Post von Gerichten und die nachfolgende Berichterstattung, dass ich vor lauter Spaß gleich mit einem Rudel Weiber knapp diesseits der Menopause die nächste Disco unsicher machen will. So ein Blödsinn. Im Augenblick habe ich andere Sorgen. Meine Sorgen. Seine Sorgen. Eine neue Patientin, die mich stundenlang anbrüllt und den Alltagsbetrieb hier zu Hause.

Aber es kam noch besser:  „Als Freundin muss ich dich echt mal fragen, hättest du bei deiner Partnerwahl nicht ein bisschen genauer hinsehen können?“
Ich würde ja gerne sagen, dass ihr dieser Satz rausgerutscht ist, aber sie sprach ihn mit einer solchen Überzeugung, wie der Papst den Ostersegen.  
Was sollte ich sagen? „Schätzchen, erstens bist du keine Freundin und zweitens … George Clooney soll schwul sein, Brad Pitt hat die bezaubernde Angelina Jolie und Markus Schenkenberg ist mir schlicht zu blöd. Dann doch lieber einen kompletten Problemfall, bei dem man weiß, wieso man langsam graue Haare kriegt.“?  
Es ist ja nicht so, dass die besagte Dame auch nur eine einzige Ehe ohne schweres Scheidungsdebakel hingekriegt hätte und sich schon seit Jahren als Not-Single bezeichnen ließ. Einer ihrer Exmänner hatte mal gesagt, sie sei wie ein kaputtes Karussell. Keiner will … ach lassen wir das. 
Ich habe meinen Ehepartner genauso wenig gesucht, wie er mich. Wir sind quasi übereinander gestolpert und das wusste sie auch. Sie hatte ja das Buch gelesen.
Klar hätte ich auch die Füße in die Hand nehmen und sagen können, der ist mir eine Nummer zu kompliziert, aber bei welchem der Menschen in meinem Umfeld war das nicht so? Auch bei mir selber konnte ich nicht gerade von einer komplikationsfreien potentiellen Partnerin sprechen  
Ich habe keinen Zettel bei der Wunschfee eingereicht, wo ich unter Traumpartner ein Kreuz bei Anwalt, Arzt oder Politiker gemacht hätte. Viel zu unsicher.  Es gibt Dinge mit denen kann ich leben und es gibt Dinge mit denen kann ich nicht leben. Dann kann ich aber versuchen sie zu ändern. Auch wenn unser Leben zur Zeit ein wenig unter Beschuss ist kann ich sagen: Unsere Ehe ist klasse!
Sollte das mal nicht mehr so sein bitte ich um Bewerbungen unter… ach Quatsch!
Ich beschloss das Gespräch nicht mehr so lange andauern zu lassen und simulierte anbrennendes Essen auf dem Herd. Einer echten Freundin hätte ich gesagt, dass es gerade ungünstig für ein solches Telefonat wäre, aber eine echte Freundin hätte so einen Senf auch nicht von sich gegeben.
Unsere Freunde wissen ziemlich genau was Olaf früher so getrieben hat. Wenn nicht von Anfang an, dann doch spätestens seit dem Buch. Allen ist es weitgehend wurscht, weil sie ihn als Menschen mögen und der aktive Teil ohnehin Vergangenheit ist (das heißt nicht, dass sie oder wir die berufliche Vergangenheit des anderen bejubeln müssen),  einige stellen tausend kritische Fragen, weil sie nicht verstehen können, was sich alles abgespielt hat und eine Freundin sagte klipp und klar, dass sie Olaf zwar mag, aber so lange nicht leiden könne, bis er eine Weile in der Suppenküche verbracht hat. Es ist ihre Meinung, das ist okay. Ich finde sie trotzdem klasse. Freunde dürfen das.
Und ich bin glücklich dass wir unabhängig von sozialem Stand, Job, Vergangenheit oder Zukunft echte Freunde haben. Von denen lasse ich mir auch gerne mal Kritik um die Ohren schlagen oder höre mir nachts um 2 die Details eines Familienstreits an, wenn´s sein muss.
Meine/unsere Freunde sind für mich/uns da, wenn man sich braucht. Sie sagen nicht immer Dinge die mir/uns gefallen, aber sie verletzen nicht.  Und eine schickt mir, Fotos von ihren beiden kleinen, wilden Jungs, wenn sie der Meinung ist, dass ich zu viel Trübsal blase. Sie weiß, dass sie mich damit zum Lachen bringt, sie sagt mir damit,dass das Leben sich nicht hier in meinem Rechner abspielt. Sie hat recht. Und ich bin ihr dafür sehr dankbar.

Liebe Grüße Eure Manu


3 Kommentare:

  1. Mit den wahren Freunden ist das ja stets so ein Thema. Sie können jedenfalls zweifelsfrei sicher sein, dass der Rodgauer Schreihals wohl ehr nicht nicht mehr ein guter Freund von Ihnen werden wird. Es ist schon erstaunlich, wie emotional der Wicht Ihnen da verbal auf die Omme haut...

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  2. Sehe ich ähnlich. Aber es gibt Menschen, die schließen sich per se aus gewissen (Freundes-)kreisen aus. Es ist aber jedem unbenommen, seine Meinung kundzutun. Auch einem Herrn B.
    Um meine Omme mache ich mir keine Sorgen... Nicht bei ihm. :-)
    LG Manu

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  3. Die Motivation hinter dem Beitrag des Herrn B. ist ja klar und wurde im "offenen" Blog (Adresse setze ich mal als bekannt voraus) trefflich kommentiert. Mit dem lesenswerten Buch samt Blog bringen Sie die verbliebene Abzockergilde ganz schön ins Trudeln. Umso schöner, wenn Sie da ein dickes Fell haben!

    Insgeheim hege ich ja den Traum irgendwann von Ihnen zu lesen, dass der werte Gatte mal so richtig auspacken wird. Vielleicht stellen Sie das intern in der Familie ja mal zur Diskussion. Dann nämlich könnten Sie so manches auf den Weg bringen - und eine Vielzahl der Geschädigten wären sicher dankbar.

    Und falls nicht: man wird ja wohl mal träumen dürfen ;-)

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