Samstag, 7. April 2012

Ein ganz normaler Tag. Ich hatte meinen Mann in der Stadt abgeholt  und wir saßen uns in einem Asia-Imbiss gegenüber,  als mir das Summen meines Handys eine SMS ankündigte.  
Mir schlug es schier das Frühlingsröllchen aus der Hand als ich die Nachricht  und vor allen Dingen den Absender las. Hier stand was von wegen:  „Hallo Frau Thoma-Adofo, ich habe gerade ein schönes und unterhaltsames Buch gelesen (besser aufgesogen) usw, usw.… erlaube ich mir, mich auf diesem Weg an Sie zu wenden: Ich würde gern mit Ihnen über das Buch sprechen, am liebsten persönlich usw, usw...   Mit freundlichen Grüßen xxx verantwortlicher Tank-Redakteur der xxx“.  Ich habe die SMS immer noch gespeichert.  
Ich gebe es zu – ich stehe auf Schmeicheleien.
Was nun? Gleich anrufen? Ignorieren?  Später melden? Ich entschied mich für Aufessen und dann gleich  anzurufen.
Erster Versuch: Er war nicht da. Vielleicht sollte das so sein. Wenig später klingelt das Telefon. Er rief zurück. Okay, dann wollen wir reden.
Holzauge sei wachsam und nicht auf´s Glatteis führen lassen, dachte ich mir. Ich hatte schon so viele Interviewpartner erlebt, die weit mehr gesagt hatten, als sie ursprünglich mitteilen wollten und auch ich selber gelte als jemand, der leider oft ein Wort zu viel sagt. Das sollte mir diese Mal nicht passieren. Eben oder gerade weil der Mensch am anderen Ende richtig nett klang.
Nach dem üblichen „Tolles-Buch-Tralala“ und Bitte um ein persönliches Gespräch, entweder in Osnabrück oder hier in München, ging es ans Eingemachte.
Er erläuterte mir seine Sicht und seine Meinung  über die Abomodelle und meinen Mann. Er sprach von Abzocke, von nicht vorhandenem Wert für die Gesellschaft und Abgebrühtheit. Das war mir nicht neu. Ich hörte es ja auch nicht zum ersten Mal und wieso sollte er diese Meinung NICHT haben? Er kannte ja nur diese Seite und ich schätze es sehr, wenn Leute nicht schleimen, sondern ihre Meinung auch mal auf den Punkt bringen.  Das war in Ordnung so und ich enthielt mich weitgehend einer Aussage für diesen Bereich. Es sollte ja nicht um die Tätigkeit meines Mannes gehen, sondern um mein Buch.
Wirklich Spaß (und das meine ich ehrlich) hatte er mir mit der Aussage gemacht, dass er nach Lektüre des Buches eigentlich mit einem fortgeschrittenem Scheidungsprozess in Sachen Tank vs. Thoma-Adofo gerechnet hätte. Weil ich doch so viele Peinlichkeiten ausgeplaudert hatte.
Über eine halbe Stunde telefonierten wir miteinander und es war mal nett, mal ernst und intensiv, auch mal belanglos, oft haben wir beide gelacht.
Was dem Kollegen etwas zu schaffen machte, war ein winziger Teil im Buch, der sich auf ihn persönlich bezog. Er sagte, ich hätte geschrieben, er wäre nicht nur bei seinem Arbeitgeber in Ungnade gefallen und ich war etwas erschrocken.
Das kann, will und darf  ich nämlich nicht SO behaupten. Ich war mir meiner Formulierung auf einmal nicht mehr sicher. Das machte mich nervös. Fehler mag ich nicht und meine eigenen Fehler hasse ich wie Fußpilz.  
Wiederholt wies er mich darauf hin, dass er diesen Absatz in der nächsten Auflage gerne korrigiert gehabt hätte (Oh – man rechnete jetzt schon mit einer 2. Auflage. Cool!).  Ich antwortete, dass ich – falls mir dieser Lapsus tatsächlich durchgegangen wäre – dieses auf jeden Fall  berücksichtigen würde. Vorausgesetzt, er würde auch zwei Fehler die er schwarz auf weiß verbreitet hatte ebenfalls wieder richtigstellen würde.
Der erste war das mit dem Nummernschildhalter  (siehe Blog vom 5. April), darauf ging er ein. Nach Lesen des Buches und unserem Gespräch kannte er ja nun die Wahrheit dahinter. Der zweite wäre, dass er hartnäckig verbreitet hatte, dass in den Mahnschreiben meines Mannes mit Schufaauskunft, Lohn-, Arbeitslosengeld- oder Rentenpfändung gedroht wurde. Das wiederum wurde reichlich von anderen Medien oder Blogs aufgenommen. Mittlerweile ist aber nachweislich bekannt, dass sich dieser  Textbaustein  in keiner der Mahnungen mit dem roten „T“ wiederfindet.
Der Herr am anderen Ende des Telefons bestätigte mir, dass er das nicht überprüft hätte, aber davon ausgegangen sei, dass die Mahnungen der Kanzlei Tank diese Drohung beinhalten würden, weil es bei anderen aus der Branche ja auch gang und gäbe wäre. Er empfand diese Falschinformation als – Achtung! – „Peanuts“ im Vergleich zu allen anderen Vorwürfen.
Und naja, da hängt der Hammer. Es gibt ja offenbar schon reichlich Vorwürfe. Muss man den ganzen Senf dann auch noch mit einer nicht vorhandenen Drohung spicken?
Eine Drohung dieser Art fand ich in den letzten Jahren in Mahnschreiben von Zeitungsabos und sogar bei anerkannten Katalogversendern, aber eben nicht hier.
Ich fand das Sch…e, denn solche Drohungen setzen dem ja ohnehin schon vorhandenen Schrecken eines Anwaltsschreibens wahrhaft die Krone auf.  Aber der Mann am Telefon ging nicht weiter drauf ein.
Spaßig war auch seine Rüge an mich, dass er sich gefreut hätte, wenn er ein Belegexemplar des Buches kurz nach Fertigstellung auf seinem Schreibtisch gefunden hätte.  
Ähh…. Ich möchte aber niemanden nötigen dieses Buch zu lesen!
Außerdem hätte es völlig gereicht mir den Wunsch nach einem Rezensionsexemplar, wie es üblich ist, in einer Zeile per Mail zukommen zu lassen. Stattdessen hatte er es sich anderweitig bestellt. Er zeigte sich hier aber durch die Bank ein wenig enttäuscht. Schade.
Nach dem Telefonat blätterte ich sofort meine Arbeitsausgabe des Buches durch. Dann fand ich die besagte Stelle und war beruhigt.
Nein, lieber Kollege, ich habe nicht geschrieben, dass Sie nicht nur bei Ihrem Arbeitgeber in Ungnade gefallen seien. Ich habe auf Seite  355 ganz unten geschrieben, dass ich GEHÖRT habe, Sie seien mit diesem Artikel nicht nur bei ihrem Arbeitgeber in Ungnade gefallen. Und das ist nun mal Fakt. Ich/wir  habe(n) es gehört! Und nicht von einem dahergelaufenem mir-nach-dem-Mund-Reder, sondern von jemandem, der in Osnabrück durchaus be- und anerkannt ist.
Trotzdem, nichts für ungut. Sollte dem nicht so sein und es handelt sich hier um ein Missverständnis freue ich mich ehrlich für Sie.  In Ungnade fallen ist nämlich nix Schönes.
Und ich weiß wovon ich rede.  
Mit bestem Gruß an alle Leser,
Eure Manu
       
P.S. Lieber Herr (na, Sie wissen schon) Ich nehme Ihnen den Artikel nicht übel. Und das nicht nur, weil ich seitdem gleich Kartonweise Bücher in die Osnabrücker Buchhandlungen verschicken darf. Sie tun das, was Sie für richtig halten. Das respektiere ich. Und ich tue es auch.

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