Mittwoch, 11. April 2012

Don't explain. Your friends do not need it, and your enemies will not believe you
(Paulo Coelho)

Ich tu´s trotzdem...

Warum das alles?
Keine Sorge, die Frage bezieht sich nicht auf das, was sich in den letzten Jahren im Internet oder bei den deutschen Gerichten getan hat.
Nö!  Es geht um die schlichte Frage, ob ich unbedingt dieses Buch schreiben musste.
Innerfamiliär wurde hier mit zwei Enthaltungen und einer Gegenstimme (sorry Mutti!)  eindeutig für das Buch entschieden. Mein Mann enthielt sich hierbei weitsichtig seiner Stimme.
Da er mir die Geschichte bereits zwei Jahre zuvor  versprochen hatte und er (wie ich denke, zu Recht) darauf vertrauen konnte, dass ich mit Umsicht zu Werke gehen würde, entschied ich mich, das Buchprojekt mit Beendigung des Mandats zu beginnen.
Ich empfand die Geschichte als hochgradig erzählenswert, auch wenn ich wusste, dass ich an einigen Stellen aus juristischen Gründen etwas ausgebremst werden würde.
Zigmal bin ich gefragt worden, wie ein Mensch einen derartigen Spagat hinbekommt, wie es mein Mann getan hatte. Jetzt wollte ich es erzählen.
Sie mögen es kaum glauben, aber wenn man sich an jemanden bindet, bei dem man damit rechnen muss, dass eine große Zahl von Menschen gerne dafür sorgen würde, dass man jung verwitwet, dann hat dieser Mensch sicher Werte, die man nicht auf Anhieb erkennt.
Seien Sie versichert. Egal, was SIE von ihm halten, ich habe diese Werte gesehen und erkannt. Die Autos waren es – wie Sie ja jetzt wissen – definitiv nicht!
Die Frage, die sich den Bedenkenträgern meines Buches stellte, war, ob ich tatsächlich derart in die Öffentlichkeit gehen wollte.
Am Anfang waren viele Dinge (u.a. meine Identität als Tank´sches Beischiff) ja völlig unbekannt.
Wenn noch ein Impuls fehlte, das Buch zu schreiben, dann war er mit einem Posting auf Udo Vetters Lawblog erfüllt.  Unter dem Text mit dem Titel: Olaf Tank schließt Kanzlei aus „privaten Gründen“ fand sich unter all den Schmähkommentaren einer, der sich auf´s Blödeste von den anderen abhob.
Eine ganze Weile war dort Folgendes zu lesen:  
 „Jetzt kann er sich mit seiner erbeuteten Kohle und seinem Luxusweibchen (und Ehefrau) Manuela Thoma-Adofo auf seine einsame Südseeinsel zurückziehen!“
(Der Text wurde dankenswerterweise  nach einiger Zeit von RA Vetter editiert) http://www.lawblog.de/index.php/archives/2010/12/13/olaf-tank-beendet-abzockmandate/
Luxusweibchen? Südseeinsel?
Wer das Buch „Tote Ratten für den Tankwart“ gelesen hat weiß, wie Olaf auf Strand und zu viel Sonne reagiert. Keine guten Aussichten.
Und Luxusweibchen? Ääähhh… irgendwo im Internet kursierte noch ein Interview, in dem ich mich an einem Paar rattenscharfer, aber sauteurer Schuhe - mit Verlaub  - aufgeilte.
Ich gestehe! Ich stehe auf Schuhe! Von Reno bis Jimmy Choo soll alles mein sein, was Sohlen hat. Wenn das Sünde ist, fangt schon mal an Steine zu schmeißen.
An diesem Tag aber hatte ich über acht Stunden bei einer sterbenden Patientin (Ich bin seit 16 Jahren ehrenamtliche (!) Hospizhelferin mit eigener Station)  gesessen. Mir war so gar nicht nach Luxusweibchen. Ich sah aus, als hätte man mich durch einen schweren Sturm zum Brötchen holen geschickt und fühlte mich auch so.  
Angesichts des Kommentars auf dem Lawblog  war ich etwas geplättet, denn es war nicht schwer zu erraten, aus welcher Richtung hier scharf geschossen wurde. Und eines war klar: Frisch ans Werk! Die Planung begann.  
Jetzt hatte ich die Faxen von wegen Diskretion aber satt dicke.
Bevor ich mich in Pyjama und Puschen auf eine Bühne zerren lasse, ziehe ich mir lieber was Hübsches an latsche selbstständig vors Publikum.
Im Dezember 2010 legte Olaf, wie bekannt, das Mandat nieder. Zum Jahreswechsel führten wir stundenlange Interviews (nein, keine Beichtgespräche Herr H.!) und von Januar bis März 2011 schrieb ich das Manuskript zu „Tote Ratten für den Tankwart“.
Anfang April ging das ganze zur juristischen Prüfung an einen ganz wunderbaren, leider viel zu früh verstorbenen,  Rechtsanwalt nach Berlin. Viele Telefonate und einige Überarbeitungen später (es mussten ein paar Stellen geändert werden, an denen ich zu hart an der persönlichkeitsrechtlichen Grenze surfte)  begann die Suche nach einem geeigneten Verlag.
Letztendlich entschieden mein Literaturagent und ich uns dafür, meinen eigenen Verlag zu bemühen. Wider anfänglichem Erwarten die einzig  richtige Entscheidung.
Ab dann zog es sich wie Kaugummi. Das Manuskript durchlief drei Lektorate (neben ein bisschen Kleinkram blieben so nur noch wenige Fehler, z.B. “Googel“ statt  “Google“ auf Seite  240 ganz unten - aaaaaaaaaaaaaaaaarghhhh!!!)
Dann ging es weiter mit: Satz… Überarbeiten… Korrektur… Überarbeiten… Andruck … Durchsicht… Druck… Warten…Fertig!
Mein Mann redete mir immer noch nicht in die Entwicklung des Buches hinein, er wusste, dass er mir vertrauen konnte, vertrauen musste. Das Buch war sein Tribut an meine letzten drei Jahre.
Ich gebe zu: Das erste Buch, dass bestellt und verschickt wurde, habe ich geknuddelt und geknutscht!
Ich war so stolz, nach all den Büchern, die ich bisher geschrieben habe, das erste – aus gegebenem Anlass -  unter eigener Flagge.
Jetzt stehe ich unmittelbar vor der zweiten Auflage und freue mir ein Loch in den Bauch über die bisherige Resonanz.
 „Google“ wird in den neuen Büchern übrigens definitiv nicht mehr verkehrt geschrieben.
Sonst reiße ich in jedem Exemplar die betreffende Seite heraus ;-)

Liebe Grüße Eure Manu  

2 Kommentare:

  1. Weißt du, warum hier keiner kommentiert? Du machst eigentlich das einzig richtige: Du versuchst einem Mann, der keine Sympathien hat, welche zu verschaffen und wenn auch nur über die Brücke "Oh Mann was hat der Tank 'ne nette Frau!"

    Ich muss sagen: Funktioniert! Das ist super Reputationsmanagement und Top-Socializing. Wenn du Gegenwind bekommst liegt es daran, dass zu Recht verbitterte Blogger das auch spüren und sich denken "Das kann doch wohl nicht wahr sein...!"

    Ich fänd's schön, wenn dein Gatte aktiver würde - und nicht (die die Formulierungen seines RAs vermuten lassen), seine Verteidigung auf "Die Leute sind halt zu blöd zum lesen" oder "Es kann im Internet nicht alles umsonst sein!"

    Dies dokumentiert tiefste Einsichtslosigkeit und ich hoffe, dass es nur eine anwaltlich empfohlene Strategie ist. Sollte das wirklich so in die Öffentlichkeit getragen werden, dann ist das ein ziemlich krasser Widerspruch zu dem Bild, das du dich zu malen mühst...

    Beste Grüße

    Usch
    http://www.verbraucherzeit.de

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  2. Hallo Usch,
    vielen Dank für deinen Kommentar.
    Gleich vorab: Die Frau vom Tank ist nicht immer nett! Die ist nämlich so wie viele andere auch ziemlich angefressen. Der Gegenwind den ich jetzt bekomme ist nichts im Vergleich zu dem satten Sturm der letzten drei Jahre und vermutlich auch der kommenden Monate.
    Wobei bei mir das Gebläse gleich aus zwei Richtungen Vollgas gab.

    Ich habe mich entschieden, diesen Blog ausschließlich aus meiner Perspektive zu führen und weiß, dass ich damit anecke (auch hier im Haus (!)).
    Es ist aber nunmal so, dass, das System Abomodell "Geschädigte" auf vielen Seiten hat. Eins davon bin ich!
    Die Strategie der Verteidigung ist die Strategie der Verteidiger und basiert, soweit ich weiß auf dem bisherigen Recht (und nicht auf der gewünschten Moral).
    Ich weise darauf hin, dass Olaf das Mandat zu einem Zeitpunkt niedergelegt hatte, als das Abomodell zwar kritisiert und auch tausendfach angezeigt wurde, aber dennoch als einheitlich strafrechtlich korrekt galt. (Wie gesagt, unabhängig von Moral und Volksempfinden)
    Durch was ist denn eine Veränderung oder Einsicht mehr dokumentiert? Egal, was er jetzt in der Öffentlichkeit von sich gäbe, wird es immer die geben, die erst zufrieden wären, wenn er sich mit einem Schild um den Hals: "War alles verkehrt und ich bin ein Arsch!" selber wegsperrt.
    Mein Mann stellt sich den Dingen, weil er will und weil er muss! Mein Blog wird an der Einstellung der Leute nix bis wenig ändern. Und wenn die Leser dann immer noch der Meinung sind, die Frau vom Tank ist ´ne Nette. Na dann prima. Weil manchmal bin ich´s ja doch. :-)
    Auch die beste Grüße,
    Manu

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